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Ich traf den neuen Superstar Nomis Herzog unterwegs im Nachtzug am Natel. Er beantwortete mir spontan einige interessante Fragen:

Maurice Lingenfelder: Herzlichen Glückwunsch, Nomis Herzog, zum ersten Titel Ihrer Karriere.
Das Turnier in Rom begann ja schon mit einem glatten 2-Satzerfolg gegen den Exweltranglistenersten Kabatteck. Aber ab wann haben Sie wirklich an den Turniersieg geglaubt? Ab wann haben Sie gedacht, es schaffen zu können?


Nomis Herzog: Danke! So überraschend das jetzt tönen mag: Ich habe seit meinem ersten Profi-Turnier auf Sand vor zehn Wochen in Acapulco geahnt, dass ich auf Sand jeden bezwingen kann. Zunächst habe ich mich danach im ersten Spiel verletzt, was mich schon erheblich zurückgeworfen hat. Seither habe ich allerdings mein Spiel dank den vielen Experimenten und den wirklich guten Tipps meines Chefsekretärs, der oft Videoaufnahmen anderer Spieler studiert hat, nochmals deutlich verbessern können. Spiele, wie diejenigen gegen Henryk, Alex oder Michael waren dann die Bestätigung. Zudem hat bestimmt auch die Unterstützung der Zuschauer vor allem nach seit dem Spiel gegen Michael eine Rolle gespielt, und dann natürlich all die motivierenden Worte von Mitspielern!

Maurice Lingenfelder: Nächstes Jahr steht dann eine sehr schwierige Titelverteidigung in Rom an. Ist Rom jetzt Ihr Lieblingsturnier, oder haben Sie ein spezielles, anderes Turnier vor Augen, welches Sie unbedingt gewinnen möchten?

Nomis Herzog: Klar wird es etwas Spezielles sein, an einen so besonders erfolgreichen Ort zurückzukehren. Da werden bis an mein Karrierenende besondere Erinnerungen geweckt werden. Grün markiert ist in meiner Agenda aber auch das Turnier in Gstaad, am Heimatort meines Chefsekretärs Edelstein, das zudem auch auf meiner Lieblingsunterlage stattfinden wird. Die Atmosphäre wird dort eine ganz besondere sein. Ein Sieg dort wäre die Erfüllung eines Bubentraumes.

Maurice Lingenfelder: Mit dem Sieg in Rom und den daraus resultierenden 500 Weltranglistenpunkten katapultieren Sie sich unter die Top10 der Weltelite. Glauben Sie, Sie können sich da oben festigen, oder wollen Sie gar noch weiter nach oben?

Nomis Herzog: Für Platz 13 hats schliesslich "nur" gereicht! Meine Jahresziele habe ich ja zu Beginn der Saison so festgelegt: Top 20 als Halbjahresziel bis nach den French Open, Top 50 bis Ende Jahr. Wenns an den French Open gut läuft, ist natürlich mehr möglich. Die zweite Jahreshälfte kann für mich noch grosse Überraschungen bergen, da ich auch im Juniorenalter noch nie die Möglichkeit hatte, auf Rasen oder auf Teppich ein Turnier zu spielen.

Maurice Lingenfelder: In letzter Zeit waren Sie ja nicht gerade vom Glück verfolgt. Und vor ein paar Wochen haben Sie sich sogar eine schwere Bauchmuskelzerrung zugezogen. Wie haben Sie diese schwere Zeit so schnell und leicht überwinden können?

Nomis Herzog: Ich habe ja in den letzten sieben Wochen vor Rom nur eineinhalb Spiele gespielt. Da habe ich sehr viel Zeit für die Regeneration und das gezielte Training gehabt.

Maurice Lingenfelder: In dieser noch so jungen Saison haben Sie bislang nur Turnier auf Sand oder Hardcourt absolviert. Was halten Sie von den anderen beiden Belägen, Rasen und Teppich?

Nomis Herzog: Wie gesagt: Dort wird es überaus spannend! Keiner kann dort auf seine Erfahrung zurückgreifen! Meine bevorzugte Unterlage ist und bleibt wohl Sand.

Maurice Lingenfelder: Das Thema, welches zurzeit in aller Munde ist, ist natürlich Ihr grandioser Sieg gegen den bis dato unbesiegten Michael Lauter. Giebt dieses Spiel besonders Selbstvertrauen für die kommenden Wochen in der Tour?

Nomis Herzog: Ja, durchaus. Es ist bekannt, dass wer Lauter schlägt, und dies noch in einem überaus guten und beiderseits hartumkämpften Spiel, der muss vor keinem Gegner mehr Angst haben. Ich weiss jetzt, dass ich bei günstigen Bedingungen jeden schlagen kann.

Maurice Lingenfelder: Denken Sie, das Ihnen in nächster Zeit ein ähnliches Kunststück wie das von Michael Lauter (50 Siege in folge) gelingen könnte?

Nomis Herzog: Nein, das halte ich für einmalig! Eine derartige Überlegenheit eines Spielers wird es zumindest in naher Zukunft nicht mehr geben. Auch zum Glück für die Attraktivität der Tour.

Maurice Lingenfelder: Ihre großen Stärken sind ja weitaus bekannt. Die einzigartige Präzision in Ihren Schlägen und die Blitzideen und Schläge genau zur richtigen Zeit. Haben sie eine Erklärung, warum Ihre Gegner immer wieder daran verzweifeln?

Nomis Herzog: (lacht laut ins Natel) Da müssten Sie jetzt eigentlich die Gegner fragen. Es ist wohl eine Kombination von verschiedenen Fähigkeiten, die ich mir im Verlaufe der Zeit antrainiert habe einerseits und dem optimierten taktischen Verständnis von Edelstein, der im Verlaufe der bisherigen 15 Wochen auch viel dazu gelernt hat.

Maurice Lingenfelder: Gibt es etwas an Ihrer Spielweise, das Sie noch stört und was Sie unbedingt bis zu den French Open noch verbessern wollen?

Nomis Herzog: Da am French Open Spiele über bis zu fünf Sätzen anstehen, werde ich versuchen, dort mit noch mehr Kondition anzutreten, um nicht plötzlich einzubrechen oder wieder durch eine Verletzung zurückgeworfen zu werden. Ansonsten gibt es ja wirklich nicht viel zu verändern, und Zeit zum Experimentieren bleibt jetzt auch keine mehr.

Maurice Lingenfelder: Die Schweiz, für welche Sie spielen, liegt derzeit in der Nationenrangliste an Position 9. Was halten Sie von der aktuellen Mannschaft? Wo wollen Sie am Ende der Saison mit ihr stehen?

Nomis Herzog: (Überlegt lange, dann eher betrübt) Wir hatten jetzt das Pech, dass uns zwei der besten Spieler verlassen haben. Zuerst hat Daniel aus unerklärlichen Gründen den Schläger an den Nagel gehängt. Dann hat auch noch Pirmin die Nationalität gewechselt. (wieder heiterer) Im Amateurbereich sieht es aber wirklich bestens aus. Zudem ist in der Schweiz viel Knowhow - nicht nur im Schokolade und Käse produzieren (lacht) - vorhanden, dies nicht erst seit meinen Erfolgen. Falls das jetzige Team beisammen bleibt, ist Platz 3 bis Ende Saison wohl realistisch. Sonst... Doch ist diese Frage nicht wirklich entscheidend.

Maurice Lingenfelder: Bei Ihrem nächsten Turnier, dem Tennis Masters Series in Hamburg, steht mit Mathias Lehde gleich in Runde eins ein starker Gegner an. Wie wollen Sie gegen ihn vorgehen und wem trauen Sie den Titel besonders zu?

Nomis Herzog: Ja, damit haben die Zuschauer schon in der ersten Runde ein interessantes Spiel mit ungewissem Ausgang auf hohem Niveau. Die Chilenen sind ja allgemein viel stärker geworden, auch dank den vielen Einbürgerungen, die in der Schweiz wegen einer gewissen Partei eben leider momentan sehr schwer zu bewerkstelligen sind. Wie ich gegen Mathias vorgehen will, da wird Edelstein noch ein Wörtchen mitreden, doch bestimmt werde ich ihn nicht unterschätzen und alle meine Energie auf dieses Match setzten. Ausser mir ist wohl noch Martin ein ganz heisser Anwärter auf den Turniersieg. Überraschungen sind ja aber die Regel, wenn Michael nicht dabei ist. (lacht)

Maurice Lingenfelder: Ich bedanke mich für das Gespräch und wünsche ihnen bei ihren nächsten Turnieren und der laufenden Saison noch alles Gute!

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